Am 08. September 2024 fanden sich 15 Wanderbegeisterte an der Erler Berghütte in Kasbach-Ohlenberg ein, um an einer besonderen geführten Wanderung teilzunehmen.
Organisiert von Typisch Westerwald und unter der Leitung der erfahrenen DWV-Wanderführer® sowie Natur- und Landschaftsführer Andrea und Andreas Winkelmann, stand die Tour unter dem Motto: "W19 Westerwald kratzt Siebengebirge – Zurück zur Natur, zwischen Krieg & Frieden und über den Kasbach".
Dabei wurden insgesamt rund 17 km und insgesamt 300 Höhenmeter im Anstieg und 360 Höhenmeter im Abstieg überwunden, was die Wanderung zu einer durchaus sportlichen Herausforderung machte.
Andrea und Andreas Winkelmann begrüßten die Wandergruppe an der Erler Berghütte und nach einer kurzen Einweisung in Strecke und Ablauf der geführten Wanderung führte der Weg bergan zur Antoniuskapelle
Der Start: Klare Luft und weite Aussichten
Der Regen der Nacht zuvor hatte die Luft gereinigt, und so starteten wir bei angenehmen Temperaturen und klarer Sicht, die weit in die Eifel und das Siebengebirge reichte.
An der Antoniuskapelle, einem ersten Highlight der Tour, vermittelte Andrea Winkelmann interessante historische Hintergründe.
Diese Kapelle, oft Ziel vieler Wanderer und Pilger, bot uns einen Moment der Ruhe und Andacht, bevor die Wanderung weiter in die Natur führte.
Little Britain: Skurriles Stück England im Westerwald
Ein besonderes – und sicherlich unerwartetes – Highlight war der Besuch von „Little Britain“. Auf diesem außergewöhnlichen Areal standen Figuren, Poster und Flaggen, die an das Königreich Großbritannien erinnerten.
Eine Statue von Queen Elizabeth II. saß auf einer Bank, während König Charles von einem Poster lächelte.
Zwischen roten Doppeldeckerbussen und britischen Accessoires fiel besonders der 52 Tonnen schwere Chieftain-Panzer ins Auge, der dem Weltfrieden gewidmet war.
Ein kurioser Kontrast zur umgebenden Natur, der bei allen für Gesprächsstoff sorgte.
Natur und Geschichte: Waldwirtschaft und Nachhaltigkeit
Die Wanderung führte uns weiter durch dichte Wälder.
Andreas Winkelmann erklärte uns dabei die komplexen Zusammenhänge zwischen der englischen Waldwirtschaft vor 300 Jahren und dem Konzept der Nachhaltigkeit, das damals in Deutschland entwickelt wurde und bis heute einen wichtigen Einfluss auf die Forstwirtschaft hat.
Besonders beeindruckend war der Kontrast zwischen den geschichtlichen Hintergründen und der unmittelbaren, friedlichen Natur um uns herum.
Auge Gottes: Eine wohlverdiente Essenspause an einem historischen Ort
Nach einigen anstrengenden Anstiegen erreichte die Gruppe die Wegkapelle „Auge Gottes“ – der perfekte Ort für eine wohlverdiente Essenspause. Wanderführerin Andrea Winkelmann erläuterte die Entstehungsgeschichte dieses besonderen Platzes.
Die Kapelle liegt an einer historischen Wegetrasse, die früher wichtige Handelswege zwischen dem Rheintal bei Rheinbreitbach und der Linzer Höhe sowie Asbach verband.
DWV-Wanderführer Rainer Lemmer ergänzte diese Pause mit einer naturkundlichen Erklärung: Die Stechpalme (Ilex), die in diesen Wäldern besonders häufig vorkommt, wurde genau unter die Lupe
genommen.
Am Wegrand entdeckte Rainer zudem einen Sandröhrling, einen Pilz, der sich beim Anschneiden von goldgelb zu blau verfärbt und trotz seines Aussehens ein hervorragender Speisepilz ist.
Zwischen Krieg und Frieden: Die ungenutzten V1-Abschussrampen
Ein besonders nachdenklicher Teil der Wanderung war der Besuch der Überreste der V1-Abschussrampen.
An diesem geschichtsträchtigen Ort erklärte Andreas Winkelmann die Hintergründe der "Vergeltungswaffe V1", einer deutschen Flugbombe, die im Zweiten Weltkrieg gegen Ziele in England und Belgien eingesetzt werden sollte.
Die Rampen, die hier gebaut wurden, kamen jedoch nie zum Einsatz. Aufgrund des schnellen Vormarschs der alliierten Truppen wurden sie nicht mehr genutzt.
Im Gegensatz dazu wurden die Stellungen der ballistischen Rakete V2 im Westerwald tatsächlich eingesetzt, und über 500 dieser Raketen wurden von dort auf Ziele in England und Belgien abgefeuert.
Die V1-Rampen, die heute als Mahnmal stehen, erinnern uns an die Zerstörungskraft, die von diesen Waffen ausgegangen wäre – und zugleich an das Glück, dass sie in dieser Region nicht zur Geltung kamen.
Kasbachtal und Westerwälder Höhen: Steigungen und Aussichten
Gestärkt und voller neuer Informationen setzte die Gruppe ihren Weg durch das Kasbachtal fort, unterquerte die historische Kasbachtalbahn und meisterte einen finalen, fordernden Anstieg auf die Höhen des Westerwaldes.
Die fantastischen Ausblicke auf das Radarsystem der Bundeswehr, den Drachenfels sowie die Gipfel des Siebengebirges und weit in die Eifel hinein, belohnten uns für die Anstrengungen.
Der Ausklang: Kaffee, Kuchen und Dankbarkeit
Wieder zurück an der Erler Berghütte erwartete uns eine freudige Überraschung: Andrea Winkelmann hatte für alle Teilnehmer Kaffee und Kuchen vorbereitet.
Bei strahlendem Sonnenschein ließen wir die 17 Kilometer lange Wanderung gemütlich ausklingen. Es wurde viel gelacht, erzählt und über die Eindrücke der Tour gesprochen.
Am Ende der Wanderung gab es viel Applaus und ein herzliches Dankeschön an Andrea und Andreas Winkelmann für die ausgezeichnete Organisation und die interessanten Erklärungen entlang der Strecke.
Die Tour war eine Wanderung zwischen Stille und Staunen, zwischen sanften Schlendern und fordernden Anstiegen – immer begleitet vom besonderen Flair des nördlichen Westerwaldes, wo man die Vulkane der Eifel sehen, den Wind des Westerwaldes spüren und das milde Klima des Rheintals genießen konnte.
Diese Wanderung wird den Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben – nicht nur wegen der landschaftlichen Schönheit, sondern auch wegen der tiefen historischen und kulturellen Einblicke, die uns auf Schritt und Tritt begleiteten.
Ein Tag voller Entdeckungen, Natur und Gemeinschaft – genau das, was das geführte Wandern mit "Typisch Westerwald" ausmacht!
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Andi Winkelmann (Dienstag, 10 September 2024 15:28)
Vielen Dank für das positive Feedback! Es hat uns viel Spaß gemacht - ich muss ja sagen, Deine Tourenbeschreibung und Fotos sind ja fast schöner, als der Tag live... ;-)
Rainer Lemmer (Dienstag, 10 September 2024 19:54)
Na ja, ganz so war es ja nun auch nicht � Danke für die Organisation und den tollen Tag.�