Am 28. Juli 2024 versammelten sich 38 Wanderbegeisterte bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen am Lahnmarmormuseum in Villmar.
Sie alle waren gespannt auf die geführte Wanderung unter der Leitung von DWV-Wanderführer® und Natur- und Landschaftsführer Rainer Lemmer von „Typisch Westerwald“.
Diese Tour, die unter dem Motto "W13 König Konrad, Unica und das Empire State Building" stand, versprach nicht nur körperliche Herausforderungen, sondern auch spannende Einblicke in die Erdgeschichte und Kultur der Region.
Die Reise beginnt: Vom Lahnmarmormuseum zum Unica-Steinbruch
Unsere Wanderung startete pünktlich am Lahnmarmormuseum in Villmar.
Rainer Lemmer begrüßte die Teilnehmer herzlich und gab eine kurze Einführung in die Geschichte des Lahnmarmors.
Der erste Abschnitt unserer Wanderung führte uns zum historischen Marmorsteinbruch "Unica". Hier erfuhren wir, dass der Lahnmarmor vor 380 Millionen Jahren im Zeitalter des Mitteldevon entstanden ist.
Zu dieser Zeit lag die Region um Villmar südlich des Äquators in einem warmen, subtropischen Meer.
In diesen Gewässern siedelten kalkbildende Lebewesen wie Korallen und die zu den Schwämmen gehörenden Stromatoporen, die mächtige Riffe bildeten.
Der Unica-Steinbruch ist besonders bemerkenswert, weil an einer glattgesägten Wand das devonische Riff in seiner ursprünglichen Position freigelegt und gut erhalten ist. Diese seltene geologische Formation hat dem Steinbruch weltweite Berühmtheit eingebracht.
Rainer Lemmer erklärte, dass der Lahnmarmor trotz seines Namens kein echter Marmor ist, sondern polierfähiger devonischer Massenkalk.
Ein metamorpher Prozess, der ihn tatsächlich zu Marmor machen würde, fehlt.
Er ermutigte die Gruppe, das Lahnmarmormuseum einmal separat zu besuchen, um noch mehr über diese faszinierende Gesteinsart zu erfahren.
Besonders beeindruckend war zu hören, dass der Lahnmarmor unter anderem im Empire State Building in New York verbaut wurde. Im Palast des Maharadjas von Tagore in Indien verbaut.
Verbaut im Mainzer Doms und auch in den Domen von Berlin, Köln, Würzburg und Trier. Ii den Schlössern von Biebrich, Brühl, Benrath, Schwetzingen und Würzburg, im Wiesbadener Kurhaus, in der Eremitage in St.Petersburg und sogar im im Bahnhof Haydarpasha in Istanbul (Endstation der berühmten Bagdadbahn).
Historische und kulturelle Höhepunkte
Nachdem wir den Unica-Steinbruch verlassen hatten, führte unser Weg über die aus Lahnmarmor erbaute und von St. Nepomuk geschützte Brücke hinaus aus Villmar.
Wir wanderten weiter auf schmalen Naturpfaden und erreichten bald das König-Konrad-Denkmal auf dem Felsen Bodenstein hoch über der Lahn.
Dieses Denkmal erinnert an König Konrad I., der von 911 bis 918 regierte. Rainer Lemmer erzählte uns, dass König Konrad in vielerlei Hinsicht seiner Zeit voraus war, insbesondere in seinen politischen Entscheidungen.
Unsere Wanderung setzte sich durch das verwunschene Anspachtal fort.
Wir folgten Feld- und Wiesenwegen im Natura 2000-Gebiet "Lahntal und seine Hänge" in Richtung Runkel.
Runkel und die historische Brücke
Nach einer kurzen Pause, in der Rainer Lemmer uns die Bedeutung der Kriegsgräberstätte erklärte, führte unser Weg an Schloss Runkel vorbei.
Rainer Lemmer erläuterte die Ursprünge und die Geschichte von Schloss Runkel, bevor wir hinunter in den alten Ortskern gingen.
Hier besichtigten wir die historische Bahnbrücke, übrigens die älteste in ihrem ursprünglichen Zustand erhaltene Brücke an der Lahn. Diese Brücke hat bereits über 550 Jahre Hochwasser, Eisgängen
und Kriegen standgehalten.
Naturerlebnisse und beeindruckende Ausblicke
Ein besonderes Highlight der Wanderung war der Abschnitt zur Runkeler Lahnschleuse, einem beliebten Fotospot.
Der steile Anstieg in die Lahnhänge belohnte uns mit immer neuen, atemberaubenden Ausblicken auf das Lahntal und die bewaldeten Hänge.
Diese Wanderung forderte uns körperlich heraus, doch die fantastischen Aussichten waren der Lohn für unsere Anstrengungen.
Viel Neues gelernt
Einige Teilnehmer berichteten, dass sie durch die Erklärungen unseres Wanderführers viel Neues gelernt haben.
Eine Teilnehmerin fasste ihre Erfahrungen zusammen:
„Mir ist nun bekannt, dass 'Lahnmarmor' eigentlich gar kein Marmor ist und wie der Abbau des Lahnmarmors erfolgte.
Ich habe erfahren, was Unica bedeutet und welche Bedeutung das Empire State Building in der Tourenbeschreibung hat.
Zudem weiß ich jetzt, in welche Länder Lahnmarmor verschifft und wo er verbaut wurde. Besonders beeindruckend fand ich die politischen Überlegungen von König Konrad, der seiner Zeit voraus war, und die Flora am Wegesrand, über die ich zuvor wenig wusste.“
Dank der guten Organisation von Rainer Lemmer und seinen drei Helfern (André, Stephan und Udo) konnte ein sehr gleichmäßiges Gruppentempo erreicht werden, sodass es den "schnelleren" in der Wandergruppe nicht zu langsam wurde und den "langsameren" in der Gruppe nicht zu fordernd.
Auch die Gefahrstellen, wie das Überqueren intensiv genutzter Straßen in unübersichtlichen Kurven, wurden problemlos gemeistert.
Touren Highlights:
- Lahn-Marmor-Museum: Eine faszinierende Sammlung zur Geschichte und Bedeutung des Lahnmarmors.
- Marmor Steinbruch & erdgeschichtlicher Weg: Einblicke in die Entstehung und den Abbau des einzigartigen Lahnmarmors.
- Historische Lahn-Marmor Brücke: Ein architektonisches Meisterwerk aus Lahnmarmor, geschützt von St. Nepomuk.
- Friedenskreuz: Ein symbolträchtiger Ort mit tiefgehender historischer Bedeutung.
- König-Konrad-Denkmal: Eine Hommage an König Konrad I. und seine visionären politischen Entscheidungen.
- Schloss Runkel: Ein eindrucksvolles Schloss mit einer langen Geschichte, malerisch am Lahnufer gelegen.
- Staustufe Runkel und die historische Brücke: Ein beliebter Fotospot und ein Zeugnis jahrhundertealter Ingenieurskunst.
- NSG Bodensteiner Ley & Wehrley: Ein Schutzgebiet mit beeindruckender Flora und Fauna.
- Ibach Eiche: Ein imposanter Baum und ein Naturdenkmal.
- Beeindruckende Felsformationen: Natürliche Kunstwerke, die die Landschaft prägen.
..und ich sag noch "Kein Eis!" ... Einer konnte es nicht lassen ...
Ein gelungener Abschluss
Die Wanderung endete mit einer Einkehr im Restaurant „Wissegiggl" in Villmar-Weyer, wo sich etwa 30 Personen bei gutem Essen und Trinken stärkten.
Obwohl die Speisekarte aufgrund der Gruppengröße etwas gekürzt war, fand jeder etwas Leckeres für sich und alle waren sich einig: „Es hat uns sehr gut geschmeckt.“
Das gesellige Beisammensein bot die perfekte Gelegenheit, die Erlebnisse des Tages Revue passieren zu lassen und neue Freundschaften zu knüpfen.
Diese geführte Wanderung war ein besonderes Erlebnis, das nicht nur körperlich forderte, sondern auch unser Wissen über die Region und ihre Geschichte erweiterte. Die positive Resonanz und der Applaus der Teilnehmenden bestätigten, dass Rainer Lemmer und sein Team wieder einmal hervorragende Arbeit geleistet hatten.
Wir freuen uns schon auf die nächste Tour!
Ein Tag voller Entdeckungen, Natur und Gemeinschaft – genau das, was das geführte Wandern mit "Typisch Westerwald" ausmacht!
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Barbara Hübner (Dienstag, 06 August 2024 20:48)
Sehr schöne Tour, zahlreiche Eindrücke, klasse Fotos zum schwärmen und erinnern, kulinarischer Abschluss. Eine rundherum gelungene Veranstaltung! Vielen Dank, Rainer und Team!