Marmor, Stein und Eisen brechen ...
aber unsere Waden nicht!
Die Wanderung der "DoWaGr" (Donnerstags-Wandergruppe) führte in das Natura 2000-Gebiet "Lahntal und seine Hänge"
Am Treffpunkt Bahnhof Runkel trafen sich 26 Wanderer, um mit dem Zug zum eigentlichen Startpunkt der Wanderung, dem Bahnhof in Aumenau zu fahren.
Wanderführer Peter Franz begrüßte die Wandergruppe und nach kurzer Einweisung wanderte die Gruppe auf dem Lahnwanderweg und dem Natura Trail "Marmor am Fluss".
Die Streckenwanderung mit 233 Hm im Anstieg und 218 Hm im Abstieg führte zunächst von Aumenau nach Villmar zum Lahn-Marmor Museum.
Nach einer interessanten Führung durch das Museum wanderte die Gruppe weiter zum Ausgangspunkt der Wanderung, am Bahnhof in Runkel.
Mit der gemeinsamen Einkehr und leckerem Chili con Carne endete eine erlebnisreiche Wanderung am Bahnhof in Runkel im Restaurant "Zum Güterschuppen".
Natura Trail "Marmor am Fluss"
Natura 2000 ist ein europaweites Netz von Schutzgebieten zum Erhalt der biologischen Vielfalt.
Grundlage dieses Netzwerkes ist die FFH-Richtlinie (F=Fauna, F-Flora, H=Habitat, Lebensraum) sowie die Vogelschutzrichtlinie.
Natura Trails, wie der Trail "Marmor am Fluss" an der Lahn, sind von Naturfreunden angelegte Themenwege, zum Kennenlernen von Natura 2000-Gebieten im Einklang mit dem Schutz der Natur.
Naturschutzgebiet "Arfurter Felsen"
Im Jahr 1989 wurde das Gebiet mit einer Größe von etwa 21 Hektar zum Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Die offenen, felsigen Prallhänge der Lahn, bestehen aus Diabas, einem basenreicheren (aber kalkfreien) Silikatgestein, auf dem sich eine lückige Vegetation aus Moosen, Flechten, Farnen und Dickblattgewächsen entwickeln konnte.
Die stufig geformten Felsoberflächen erweisen sich als Abbauspuren aus der Zeit des Eisenbahnbaus und bilden kleinflächige, submediterrane Trockenrasen, die mit südexponierten, waldfreien Felsköpfen im Mosel oder Elztal vergleichbar sind.
Interessanterweise hat der „Arfurter Felsen“ mit diesen gemeinsam: zwei seltene, wärmeliebende Moosarten Targionia hypophylla und Anacolia laevisphaera, die einzigartig in Hessen sind.
Unter Schutz stehen auch die beschatteten Felspartien und die naturnahen Wald- und Wiesenflächen des unteren Tiefenbachtals. Es sind Standorte seltener und bestandsbedrohter Pflanzenarten, deren Lebensraum durch gezielte Pflegemaßnahmen erhalten und somit langfristig gesichert wird. So werden z.B. Felsen, Trocken- und Halbtrockenrasen durch Entfernen von Baumbewuchs, Schlehen und Efeu freigestellt und dadurch offengehalten.
Quelle: https://www.naturfreunde-hessen.de/natura-trail-marmor-fluss-lahntalhaenge-zwischen-aumenau-villmar
Lahn-Marmor-Museum
Die Führung startete dann mit einem ersten Aha-Erlebnis.
Geologisch gesehen ist der Lahnmarmor in seiner ganzen farblichen Vielfalt eigentlich gar kein Marmor!
Vielmehr handelt es sich um polierfähigen devonischen Massenkalk, dem schlichtweg, ein aus Sicht der Geologie metamorpher Prozess* fehlt, um ihn als Marmor zu bezeichnen.
* der Prozess der existierende Gesteine unter veränderten, meist erhöhten Temperaturen und/oder Drucken zu metamorphen Gesteinen umgewandelt, die sich bezüglich ihrer Mineralbestände und/oder Gefüge von den Ausgangsgesteinen unterscheiden
Entstanden ist der Lahnmarmor vor 380 Mio. Jahren im Zeitalter des Mitteldevon. Die Gegend um Villmar lag zu dem Zeitpunkt südlich des Äquators in einem subtropischen Umfeld in einem warmen Meer.
Im warmen Wasser siedelten kalkbildende Lebewesen, wie z.B. Korallen oder die zu den Schwämmen gehörenden Stromatoporen und bildeten mächtige Riffe.
Die Riffe lassen sich grundsätzlich in drei Bereiche einteilen:
- Vorriffbereich
- Hauptriffbereich
- Rückriffbereich
Während im Vorriffbereich das Meer anbrandet, ist der Hauptriffbereich relativ vor der Energie der Wellen geschützt. Der Rückriffbereich ist gekennzeichnet durch flaches Wasser und die Bildung von Lagunen.
Noch heute lassen sich diese verschiedenen Riffzonen im devonischen Kalkstein nachvollziehen. Während der Vorriffkalk durch Bruchstücke von Stromatoporen, Korallen und den weiteren Riffbildnern, wie z.B. Seelilien, gekennzeichnet ist, finden sich bei den Kalksteinen des Hauptriffbereichs nahezu ungestörte, gewachsene Strukturen.
Die Gesteine des Rückriffbereichs sind sehr feinkörnig und gleichmäßig. Im Laufe der Erdgeschichte driftete die Landmasse mit ihren maritimen Ablagerungen bis zur heutigen Lage ca. 50° nördlich des Äquators. Zwischenzeitlich entstandene Gebirge, vergleichbar mit den Alpen, verbunden mit vulkanischen Aktivitäten, führten zu einer hohen Verdichtung des Materials und damit zur Bildung von Riffkalkstein, der in der Lahnregion eine Stärke von mehreren hundert Metern erreicht.
Diesem Kalkstein fehlt aus Sicht der Geologie ein metamorpher Prozess, um diesen als Marmor im geologischen Sinne – wie beispielsweise der Carraramarmor – bezeichnen zu können.
Aber gerade dieser nicht vollzogene Umwandlungsprozess macht den Reiz des Lahnmarmors aus, da die versteinerten Kalkbestandteile der Lebewesen noch heute deutlich zu erkennen sind - die Entstehungsgeschichte der mitteldevonischen Riffe und damit des Lahnmarmors kann aus dem Stein gelesen werden.
Während Geologen beim Lahnmarmor nur von Kalkstein sprechen, verwenden Steinmetze den Begriff Marmor, da von ihnen jeder polierfähige Kalkstein als Marmor angesehen wird.
Quelle: Führer Lahn-Marmor-Museum und Lahn-Marmor-Museum
Empire-State-Building New York, Eremitage St. Petersburg und mehr ...
Aufgrund seiner einzigartigen Muster- und Farbgebung erlangten der Lahnmarmor weltweite Bekannt- und Beliebtheit.
So wurde er z.B. in der Eingangshalle des Empire-State-Building in New York und im Palast des Maharadjas von Tagore in Indien verbaut.
Verbaut wurde der Lahnmarmor auch in den berühmten Epitaphien des Mainzer Doms und auch in den Domen von Berlin, Köln, Würzburg und Trier, beim einzigen Apostelgrab nördlich der Alpen in der Abtei St.Matthias in Trier, zu der Villmar gehörte.
Lahnmarmor wurde verwendet im barocken Marmorbad des Weilburger Schlosses, an den Altären der Mannheimer Jesuitenkirche, in der Klosterkirche Amorbach, in der Abtei Marienstatt, in den Schlössern von Biebrich, Brühl, Benrath, Schwetzingen und Würzburg, im Wiesbadener Kurhaus, in der Eremitage in St.Petersburg, im Bahnhof Haydarpasha in Istanbul (Endstation der berühmten Bagdadbahn).
König-Konrad-Denkmal
Das König-Konrad-Denkmal ist dem deutschen König Konrad I. (911–918) gewidmet, der die Krone Heinrich von Sachsen übertrug.
Das 1894 errichtete Denkmal steht auf dem Felsen Bodenstein über der Lahn bei Villmar.
Konrad wird als erster deutscher König angesehen. Bei seinem Tod in Weilburg am 23. Dezember 918 veranlasste er mit dem Weilburger Testament seinen Bruder Eberhard zum Thronverzicht und die Übergabe der Königsinsignien an den Sachsenherzog Heinrich.
Die aus belgischem Sandstein gefertigte, 2,32 Meter hohe Statue steht auf einem Sockel aus Lahnmarmor.
Die Statue zeigt den König im Gestus der Kronenübergabe. Die Inschrift auf dem Sockel lautet: Konrad I., 911-918, Deutscher König und Graf des Lahngaues übertrug in treuer Sorge für des Reiches Sicherheit und Macht sterbend Heinrich von Sachsen Krone und Herrschaft.
Quelle: Wikipedia